Weil mir eine einfache Tageswanderung um den Kratersee zu langweilig ist, beschließe ich, die 3-Tages-Tour auf mich zu nehmen. Ich lasse den größten Teil meines Gepäcks für einen Dollar pro Tag im Hostel in der Kleinstadt Latacunga zurück und mache mich auf den Weg zum Busterminal.
Dort nehme ich einen Bus nach Sigchos, einem kleinen Bergort auf 2800 Metern, wobei klein relativ ist, denn es wird das größte Dorf auf der Strecke bleiben. Gegen zwölf nehme ich dort ein Mittagessen zu mir, bevor ich mich auf den Weg mache.

Sobald ich den Ort verlasse, werden aus den asphaltierten Straßen einfache Sandwege. Einem davon folge ich bergab, bis mich ein Wegweiser auf einem kleineren Feldweg weist, der mehr oder weniger auf gleicher Höhe parallel zum im Tal fließenden Fluss verläuft. Ich folge dem Weg, bis ich auf einer Farm lande, bei der ich nicht mehr weiterkomme. Ich schaue mir an, ob ich querfeldein ins Tal hinabsteigen kann, gebe aber nach ein paar Minuten auf, weil es zu steil ist und kehre.

Mithilfe von GPS und Onlinekarte finde ich den Abzweig ins Tal, während ich auf dem Feldweg zurücklaufe. Von einem Hinweisschild ist hier nichts zu sehen und der kleine Trampelpfad, der in Serpentinen steil nach unten führt, ist wirklich leicht zu übersehen.

Ich halte mich weiter an meine Karte, überquere den Fluss und folge ihm bis in ein kleines Dorf, das kaum zehn Häuser besitzt, aber zumindest eine Kirche.

Von dort geht es dann wieder an den Aufstieg. Zwei kurze Pausen lege ich dabei ein da der steile Aufstieg es in sich hat, bis ich nach insgesamt drei Stunden für zwölf Kilometer und je rund 300 Meter auf und ab das Dorf Isinliví erreiche, wo ich übernachten werde. Insgesamt war die Wanderung durchaus machbar.
Das Llu Llu Llama 🦙 Hostel, in dem ich unterkomme, bietet wie die anderen beiden Hostels im Ort ausschließlich Halbpension an. Es gibt aber auch ehrlich gesagt auch kein Restaurant oder Geschäft, in dem man ansonsten etwas vernünftiges zu essen bekäme. Das Abendessen erfolgt in der Gemeinschaft aller Gäste und wird in großen Schüsseln auf den Tischen serviert, sodass sich jeder selbst etwas nehmen kann. Unter anderem treffe ich eine amerikanische Familie wieder, der ich eine Woche zuvor beim Cotopaxi begegnet war und die zufälligerweise genau die gleichen Tage für die Wanderung gewählt hat.

Nach einem guten Frühstück geht es wieder auf die Piste, die diesmal deutlich besser mit roten und gelben Markierungen gekennzeichnet ist. Und so ist es leicht, den Abzweig auf den Trampelpfad zu finden, der in das nächste Tal hinabführt. An vielen Stellen ist der Pfad mehr Bach als Weg und sehr schmal, sodass ich fast durchgehend die feuchte Vegetation streife. Als ich im 400 Meter tiefer gelegenen Tal ankomme sind meine Schuhe und Hose bis zu den Knien komplett durchnässt.


Dann geht es über Weiden, Felder, ein Eukalyptus-Wäldchen und leicht sumpfige Auen weiter entlang des Flusses, bis ich zu einer kleinen Brücke komme, um diesen zu überqueren. Auf der anderen Flussseite ist der Weg größer und trocken und so trocknen auch die Kleider langsam wieder.

Ein paar Kilometer lang steigt der Weg entspannt leicht an, bevor es in einen harten rund 600 Meter hohen harten Aufstieg geht, bei dem man aufpassen muss, dass man auf dem teils sehr sandigen Grund nicht direkt wieder nach unten rutscht. Dafür lohnt sich die Aussicht von oben allemal.

Nach Erklimmen des Bergkamms verlaufen die letzten zwei Kilometer entlang der asphaltierten Hauptstraße in den Ort Chugchilán. In 3 Stunden und 18 Minuten habe ich die mit 4-6 Stunden gekennzeichnete 13-Kilometer-Strecke geschafft und bin damit passend zum Mittagessen im Hostel, wo nach und nach auch so ziemlich die gleichen Personen eintrudeln wie am Vortag.

Der zweite Tag war mir insgesamt ein wenig zu matschig und nass, aber von der Strecke und Natur sehr schön. Und bis zum Abend trocknen meine Schuhe netterweise auch wieder vollständig. Nach ein paar Partien Billard und Tischtennis geht es zeitig ins Bett, um am nächsten Tag wieder fit zu sein.

Der dritte Tag hat dann die meiste Steigung. 300 Meter bergab, 1000 Meter bergauf. Wieder wird ein Fluss überquert, wobei ich den falschen Weg einschlage und den Fluss deutlich zu zeitig erreiche. Als ich den Hang auf der anderen erklimme, sehe ich andere Personen auf der gegenüberliegenden Flussseite den richtigen Weg entlang gehen. Dadurch habe ich einen Wasserfall verpasst. So spannend soll der aber auch nicht gewesen sein.

Auf der Hauptstraße (aus Sand) finde ich schnell den richtigen Weg wieder und kämpfe mich den Weg bis zum Kraterrand hinauf. Nach 10 Kilometern, die mich 3,5 Stunden gekostet haben, sehe ich endlich den See und stehe vor der Wahl, in welche Richtung ich meinen Weg fortsetze. Nach rechts für weitere drei Kilometer in circa einer Stunde zum Dorf oder nach links für fast sieben Kilometer und laut Beschreibung zwei bis vier Stunden.

Ich entscheide mich für den längeren Weg, da es noch vor zwölf ist, ich dort auch den höchsten Punkt erreichen werde und sieben Kilometer ja nicht so lang sein können. Allerdings sind die Steigungen deutlich härter als erwartet, teilweise mit Klettereinlagen in den Felsen. Es geht ständig auf und ab, was aus der Ferne nicht wirklich so aussah. Ich vermute, dass ich weitere 1000 Höhenmeter auf diese Strecke überwinde. Es geht entsprechend nur langsam voran, auch weil ich auf geraden Wegen nicht wirklich schnell gehen kann, weil es oft zu beiden Seiten steil in die Tiefe geht.

Die Aussicht ist toll und auch der Weg gefällt mir, aber er ist enorm anstrengend, meine Beine spüren jeden Schritt und Äpfel und Cookies vermögen meinen Hunger nur noch bedingt zu stillen. Weitere drei Stunden kämpfe ich mich um den Krater herum für diese sieben Kilometer, bis ich endlich an meinem Ziel ankomme.

In einem Restaurant für ein spätes Mittagessen treffe ich einen meiner Mitstreiter der Wanderung wieder, der wohl nur eine halbe Stunde schneller war, obwohl er den kürzeren Weg gewählt hat. Andere sind noch gar nicht angekommen. Ich bin also offenbar nicht so langsam gewesen wie ich gedacht habe.
Insgesamt war es eine tolle Wanderung, die ich jedem empfehlen kann. Der erste Tag war allerdings nicht so wirklich interessant. Das beste war definitiv der Krater, den man auch als Tagestour in drei bis fünf Stunden umrunden kann.
Heute sammle ich den Rest meines Gepäcks wieder ein und fahre zurück nach Quito, um dann für ein paar Tage den Amazonas unsicher zu machen.
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