Nach nur einer Nacht im Küstenörtchen La Ceiba geht es mit der Fähre auf die Backpacker-Insel Utila.
Auf der Insel gibt es im Prinzip nur einen Ort, der im Osten und Westen je einen kleinen Strand besitzt, von denen ich mir allerdings etwas mehr erwartet hätte, wo ich doch in der Karibik bin.

Zwischen den Stränden reiht sich gefühlt Tauchschule an Tauchschule, dazwischen ein paar Restaurants und Bars. Ansonsten gibt es hier nicht viel zu sehen.
Einige Schilder behaupten, es handle sich bei Utila um die Insel, auf der Robinson Crusoe 27 Jahre lang gelebt hat. Von Höhle, über Strände bis hin zu Oase kann man die Orte des Romans besuchen. Wie gesagt, handelt sich bei Robinson Crusoe allerdings um eine Romanfigur, die nicht wirklich existiert hat. Sicher gab es Schiffbrüchige, die als Vorlage für den Roman gedient haben, aber sicher nicht mit diesem Namen und wahrscheinlich keine 27 Jahre. Am wahrscheinlichsten diente Alexander Selkirk, der vor der Küste Chiles ausgesetzt wurde, als Vorlage. Utila spricht allerdings explizit von Robinson Crusoe und nicht irgendeinem Schiffbrüchigen, also einfach eine Tourismusidee, die so wie die Schilder aussehen, aber aktuell nicht wirklich verfolgt wird, sicher auch aufgrund der Pandemie.

Und so lohnt sich die Insel wohl einfach nur zum Tauchen. Denn das Riff, dass sich durch die größten Teile der Karibik zieht, ist durchaus sehenswert. Ich habe auf Anraten von anderen Reisenden meinen Tauchkurs bereits vom Festland aus gebucht, da die Unterkunft oft im Kurspreis enthalten ist. Ich habe mich mit dem Utila Dive Center für eine der teureren, aber dafür sehr gut zertifizierten Anbieter entschieden. Und 350 Dollar für einen 4-tägigen Open Water Tauchkurs + zwei Fun Dives und fünf Übernachtungen in einem recht vernünftigen Resort ist immer noch ein sehr guter Preis.
Andere Tauchschulen werben damit, dass sie die günstigsten sind: „Für nur 260 Dollar in 2,5 Tagen zum Taucher werden“. Wie die den Kurs allerdings in dieser Zeit durchbekommen, ist mir unklar. Denn mit Theorie, Übungen, Tauchgängen, Vor- und Nachbesprechungen habe ich insgesamt mehr als 30 Stunden in der Schule bzw. auf dem Schiff und im Wasser verbracht. Das in 2,5 Tagen ist schon sehr sportlich. Und man mag es kaum glauben, aber das Tauchen ist echt kräftezehrend. Meist lag ich um acht im Bett und habe zehn Stunden geschlafen.
Als ich das erste Mal unter Wasser war – Die Übungen haben auf 2,5 Meter direkt am Steg der Tauchschule stattgefunden – habe ich nach circa einer Minute die Gruppe zum Auftauchen gezwungen, weil ich dachte, ich ertrinke und mich nicht beruhigen konnte. Es war einfach so unwirklich, normal zu atmen, wenn man von Wasser umgeben ist und dieses unter anderem auch an der Nase spürt. Nachdem ich mich kurz beruhigt hatte und wir wieder abgetaucht sind, ging es dann aber. Der Kopf braucht offenbar eine gewisse Zeit, sich umzustellen.
Auch bei den nächsten Tauchübungen brauchte ich die ersten zwei drei Minuten, um mich an das Unterwasser zu gewöhnen, bevor ich mich wirklich auf andere Dinge konzentrieren konnte. Glücklicherweise war unser Tauchlehrer Marc sehr entspannt, geduldig und hat Ruhe ausgestrahlt. Auch haben wir vorher genau besprochen, was wir machen und gute Nachbesprechungen durchgeführt. Was die Sache einfacher gemacht hat, ist, dass sowohl der Tauchlehrer als auch meine beiden Mitstudenten Schweizer waren und wir den Kurs auf Deutsch gemacht haben.

Am dritten Tag ging es dann ins tiefe Wasser und wir haben dort auf 10 Metern Tiefe die meisten Übungen wiederholt. Erstaunlicherweise war dies überhaupt kein nervliches Problem, möglicherweise, weil die Sicht so gut war und ich problemlos die Wasseroberfläche sehen konnte. Nur das Schwimmen ohne Maske für eine Minute war etwas anstrengend. Man sieht einfach so gut wie nichts mehr.

Da ich den Kurs wirklich gut fand, mich inzwischen im Wasser recht wohl fühlte, aber irgendwie noch mehr Techniken lernen wollte, habe ich den Advanced Kurs direkt hinten dran gehängt. Mein Austarieren im Wasser ist noch nicht wirklich perfekt wie ich bei der Übung feststellen musste, als wir in den Sand gesteckte Gewichte mit dem Atemregler umstoßen sollten ohne aber selbst den Grund zu berühren. Ich schaffe es aber zumindest inzwischen mehr oder weniger ohne Vorwärtsbewegung eine liegende Position zu halten. Nur Rückwärtsschwimmen will nicht so recht klappen und ich werde wohl nie ein Freund der Kompassnavigation.

Die beiden coolsten Tauchgänge des Advanced Kurses waren Tiefe und Nacht. Die Farbintensität unter Wasser ist deutlich geringer als über Wasser. Vor allem die Rottöne gehen früh verloren und wirken dann eher braun. Erstaunlich zu sehen für mich war, dass auf circa 23 Meter das Rot dann komplett verschwunden war und meine Luftanzeige stattdessen blau aussah. Bis auf 30 Meter taucht man beim Advanced Lehrgang. Außer dass es dunkler wird, bleibt aber alles ähnlich. Wir konnten immer noch sehr gut sehen in der Tiefe. Beim Nachttauchen hat man dann ohne Lampe gar keine Farben mehr, kann aber trotzdem noch halbwegs etwas sehen, wenn sich die Augen daran gewöhnt haben. Die Lampe bringt dann alle Farben wieder zurück, teilweise farbintensiver als am Tag. Echt toll zu sehen war das Meeresleuchten durch biolumineszierende Einzeller.

Auf den Fun Dives am Ende des Kurses konnte man dann allerlei Korallen, Fische und andere Meereslebewesen bewundern. Wir haben ein kleines Wrack entdeckt, sind mit Delfinen geschwommen und haben eine Meeresschildkröte gesehen. Und Fische wie Parrotfish/Papageienfisch, Lionfish/Rotfeuerfisch, Butterflyfish/Falterfisch and Stingray/Stachelrochen und viele weitere. Die Rotfeuerfische werden übrigens von den Tauchern mit Speer gejagt, da sie eigentlich nicht hier her gehören, keine natürlichen Feinde haben und daher das Ökosystem stören.
Leider sind die Fotos, die ich Unterwasser gemacht habe, beim Kopiervorgang verloren. Als Informatiker hätte ich es eigentlich besser wissen sollen. Verwende niemals die Verschiebenfunktion. Denn die Fotos sind auf der GoPro weg, aber auf dem Tablet waren sie leider aus unerfindlichen Grund nicht lesbar…
Ich werde aber sicherlich weitere Tauchgänge machen und dann Fotos nachliefern. Denn es geht weiter mit der Nachbarinsel Roatan.
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