Das Meer und der Scooter

Und nein! Ich habe den Scooter nicht im Meer versenkt, nur beinahe im Fluss auf dem Weg zum Meer.

Auf dem Weg zum Strand nach Popoyo musste ich einige Bäche und auch einen Fluss über-/durchqueren. Dieser Fluss erwies sich allerdings als tiefer als ich angenommen hatte. Direkt geriet mein Auspuff unter Wasser und ich stellte den Motor ab, um den Roller nicht zu zerstören. Bei enormen Seitenströmung auf unbefestigten Untergrund schob ich das Gefährt durch den inzwischen kniehohen Fluss. Die Räder und der Fußbereich des Scooters komplett unter Wasser (also fast die Hälfte), musste ich ihn zweimal über einen größeren Stein hieven. Einmal hätte mich die Strömung fast mitgerissen.

Mit ein paar Pausen und großer Anstrengung erreichte ich aber schließlich die andere Seite, wo ich mich noch durch den Schlamm die Böschung hochkämpfte, bevor ich den Scooter schließlich abstellte und rund fünf austropfen ließ. Währenddessen sah ich exakt einen Geländewagen den Fluss durchqueren und rund 15 Motorradfahrer ihr Gefährt über die Fußgängerbrücke schieben, die etwas abseits lag und die ich zuvor nicht gesehen hatte…

Ich habe übrigens später erfahren, dass diese Zufahrtsstraße eigentlich nicht mehr genutzt wird, weil die Flussdurchquerung repariert werden soll, nachdem beim letzten großen Regenfall ein Auto vom Fluss mitgerissen wurde.

Erstaunlicherweise sprang der Roller nach ein paar Versuchen wieder an und ich setzte meine Fahrt über die Holperpiste fort. Wenig später verlor ich die Schraube, die den Auspuff an Ort und Stelle hielt. Dieser schliff daraufhin über den Boden und auch über den Reifen und schmorte diesen ein wenig an. Zum Glück aber nicht bedrohlich!

Ich hatte den Reifen erst zwei Tage zuvor austauschen lassen, nachdem ich erneut einen Platten gehabt hatte. Da in der gesamten Stadt kein passender Reifen zu finden war, war ich extra mit Bus für eine Nacht nach Estelí zurückgekehrt, um dort einen Neuen zu kaufen. Bei meiner Rückkehr war der Scooter weg, die Leute verrieten mir aber, dass ich ihn bei der Polizeistation fände, wo ich ihn erstaunlich einfach gegen Vorlage und Kopie der Papiere wieder mitnehmen konnte.

Ich kann nur vermuten, dass der Auspuff nach dem Radwechsel nicht wieder ordentlich angeschraubt worden ist. Nachdem ich diesen also verloren hatte, hielt netterweise ein Motorradfahrer an, der einen Freund anrief, der kurze Zeit später mit passender Schraube auftauchte und diese für den zehnfachen Preis einer Werkstatt ordentlich festzog. Leider war sie so festgezogen, dass sie keine fünf Minuten später das Gewinde sprengte und nun gar keine Halterung mehr existierte. Den Auspuff irgendwie mit einem Gürtel am Scooter festgebunden, erreichte ich aber dann den nur noch vier Kilometer entfernten Strand-Ort.

Fünf Tage verbrachte ich dort, wo es gefühlt nichts gab und ließ mir von ein paar Freunden nochmal das Surfen zeigen. Ca. in der Mitte zwischen Ebbe und Flut hatte das Wasser eine Tiefe, bei der ich noch stehen konnte, was mir den Weg ins Wasser und durch die Wellen erleichterte, aber tief genug, um beim Surfen nicht auf Grund zu laufen von der Welle direkt auf den Boden gedrückt zu werden. Und so gelang es mir tatsächlich, ein paar Mal aufzustehen.

Dies war allerdings nur eine kurze Zeitspanne des Tages. Da es dort ansonsten nicht viel zu tun gab, tat ich so ziemlich nichts.

Fünf Tage später machte mich dann wieder auf den Weg, nachdem ich den Auspuff komplett entfernt hatte. In Rivas ließ ich diesen dann wieder anschweißen, bevor ich versuchte, den Scooter zu verkaufen, was mir dort allerdings in vier Tagen nicht gelang.

Ich fuhr nach San Juan del Sur. Keine fünf Stunden nach meiner Ankunft dort hatte ich ihn dann an eine US-Amerikanerin verkauft, die seit sieben Jahren in Nicaragua lebt. Dank sei der Facebookgruppe „Life in San Juan del Sur“ gesagt, wo sich direkt einige Interessenten fanden.

Ich verkaufte ihn für 50 Dollar mehr als ich ihn gekauft hatte, was aufgrund der Reparaturbilanz von insgesamt 210 Dollar (drei Reifenwechsel, neuer Beschleuniger, Wechsel der halben Elektronik, Auspuff, Transporte des kaputten Scooters) nicht optimal, aber zumindest deutlich günstiger war, als einen für die gesamte Zeit zu mieten. Ich habe ihn allerdings nicht immer gebraucht und es wäre wohl einfacher und entspannter gewesen, einfach ab und zu einen zu mieten. Nicht zu vergessen, dass ich drei Tage wegen Reparaturen und fünf Tage für den Verkauf verloren habe.

Nachdem ich den Sonntag noch eine Sunday Funday Party genutzt habe, da die Busverbindungen am Sonntag sowieso schlecht sind, bin ich nun auf dem Weg nach Managua, um dort meine Weiterreise zu organisieren.

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